Gemeinde Kosel

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Erdgaserschließung könnte teurer werden als erwartet / Glasfaser-Netz für 100 Prozent des Amtes Schlei Ostsee bis Ende 2018

Weseby

Ein dicht besetzter Festsaal im Landgasthof Kosel erwartete den Bürgermeister der Gemeinde, Hartmut Keinberger (CDU), am vergangenen Freitagabend. Keinberger, sichtlich überrascht von dem augenscheinlich großen Interesse der Wesebyer an den Themen der aktuellen Tagesordnung, konnte einen vollständig anwesenden Gemeinderat zur Sitzung begrüßen.

Insbesondere die mögliche Erdgaserschließung für den Gemeindeteil Weseby stellte eines der kontrovers von Seiten des Publikums diskutierten Hauptthemen der Tagungsordnung. Keinberger hatte hierzu Ralf Loell von der Schleswig-Holstein Netz AG als Referent eingeladen, um über den Kostenaufwand für eine Erdgaserschließeung der Gemeinde zu informieren und auch, im Anschluss an den offiziellen Sitzungsteil, Raum für die Nachfragen potenzieller Interessenten anzubieten.

Loell betonte, dass das Mehrheitsprinzip auch im Falle einer möglichen Erschließungsabsicht zum Tragen käme: Je mehr Interessenten sich finanziell an der Erschließung beteiligen würden, desto geringer würden die Kosten diesbezüglich ausfallen. Loell legte auf Nachfrage aus dem Publikum dar, dass die Bedingungen eines Netzanschlusses im Internet auf der Betreiberseite vollständig einsehbar wären und informierte auch über die Anschlusskosten pro Haushalt. 934 Euro als Anschlusspauschale pro Immobilie würden hierfür verauslagt, zu der noch der Meterpreis für die individuell zu vermessenden Rohrleitungen zum Hauptnetz in Höhe von 22,61 Euro pro Meter hinzu addiert werden müssten.

Nachfragen von Seiten der Sitzungsgäste bezüglich einer möglichen Einbindung des bereits existierenden Flüssiggasnetzes der Firma Propan Rheingas musste Loell negativ beantworten, da die bestehenden Leitungen mittlerweile nicht mehr dem qualitativen Mindeststandard genügen würden. Er betonte jedoch, dass eine Einzelfallprüfung grundsätzlich möglich wäre, um die verärgerten Kommentare aus dem Publikum zu beschwichtigen, die immer wieder darauf hinwiesen, dass die Flüssiggasleitung vor zwölf Jahren mit dem finanziellen Mehraufwand verlegt wurden, um eine künftige Erdgasnutzung möglich zu machen.

Ebenfalls deutlich wurde, dass eine Erdgaserschließung mit weiteren Kosten als jenen vom Referenten Loell angegebenen verbunden sein könnte. Erstens: Die Schleswig-Holstein Netz Ag legt lediglich die Haupanschlüsse. Zusätzlich müssen noch Leitungsrohre vom Haus des jeweiligen Privatnutzers an dieses Netz gelegt werden. Diese Kosten, die je nach Zustand des jeweiligen Heizungssystems variieren, muss jeder Kunde selbst tragen. Zweitens: Die Netz AG verlegt Leitungen nur in Kosel. Interessierte, die im Ortsteil Weseby wohnen, müssten zusätzliche Rohre zu sich hin auf eigene Kosten verlegen lassen. Keinberger betonte, dass dieser Vortrag lediglich der Information diene und eine Erdgaserschließung innerhalb der Gemeinde eine Option, ja, ein Angebot darstelle.

Keinberger informierte außerdem über die Abstimmung des Gemeinderates gegen die Nutzung der Gemeindefläche als Windparks und dass auch aktuell keine Anträge für den Bau von Biogasanlagen innerhalb der Gemeinde vorlägen.

Gleich zu Beginn der Sitzung wurde auf Handzeichen aus dem Publikum ein Änderungsantrag vorgebracht, der den Glasfaserausbau der Gemeinde für eine leistungsfähigere Internetversorgung thematisieren sollte. Keinberger kommentierte den Änderungspunkt, der beim Publikum auf großes Interesse stieß. Ziel, so Keinberger, sei es, 100 Prozent des Amtes Schlei Ostsee mit Glasfaserkabeln zu versorgen. Vier Glasfaserkabel pro Haushalt sollen zukünftig eine schnellere Internetnutzung garantieren. Jedoch, so klärte Keinberger auf, sei der Ausbau des Internet-Netzes an die mögliche, in naher Zukunft liegende Einrichtung einer Erdgasversorgung für den Ortsteil Weseby gebunden, um doppelten Grabungsaufwand zu vermeiden.

Der amtierende Bürgermeister versicherte den Sitzungsgästen, dass der Beginn des Internetausbaus für 2017 angedacht und Ende 2018 die Fertigstellung zu erwarten sei. Die potenziellen Mehrkosten für die Nutzung des Glasfaser-Internets mit einer Geschwindigkeit zwischen 100 Megabit und einem Gigabit pro Sekunde liegen bei 10 bis 15 Euro zuzüglich den monatlich laufenden Telefonkosten.

Positiv aufgenommen wurden die Mitteilungen zum Ankauf von bereits öffentlich genutzten Gemeindeflächen – wie etwa die viel genutzte und auch bei Kite-Surfern beliebte Badestelle in Weseby, die von der Gemeinde in diesem Jahr gekauft wurde, der Wanderweg entlang des Holmer Strandes sowie weitere kleine Grundstücke und Zufahrtswege, die nun in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinde fallen. Besonders lag Keinberger der Hinweis auf das bestehende Schlei-Informationszentrum am Herzen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Entschlammung der Schlei von Stexwig nach Schleswig umzusetzen.

Julia Lucas
Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 30.08.2016

Quellenangabe und Copyright:
30.08.2016 | Julia Lucas | Eckernförder Zeitung, shz.de