Gemeinde Kosel

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„Zhok“ spielt den jiddischen Klezmer-Klassiker auf – und plötzlich verwandelt sich der Zuschauerraum in der St.-Laurentius-Kirche zu einer Hochzeitsgemeinde

„Tumbala, tumbala, tumbalalaika, Tumbala, tumbala, tumbalalaika, tumbalalaika, shpiel balalaikatumbalalaika - freylach zol zayn.“ „Zhok“ spielt den jiddischen Klezmer-Klassiker auf – und plötzlich verwandelt sich der Zuschauerraum in der St.-Laurentius-Kirche zu einer Hochzeitsgemeinde. Alle wiegen sich im Takt in den alten Kirchenbänken mit, klopfen den Walzerrhythmus auf dem Eichenholz mit, manchen der Zuhörer am Sonntagnachmittag ist sogar der Text des alten Liebesliedes bekannt, das jedermann auf dem Balkan geläufig ist.

„Zhok“ – das sind Sabine Lempelius (Violine, Viola, Akkordeon und Gesang) und Gerhard Breier (Klarinette, Kontrabass, Gitarre und Gesang), die sich mit ihrem Klezmer-Duo nicht nur dem Erbe der traditionell-jüdischen Musik, dem Klezmer, widmen, sondern auch immer die dahinterstehende, vielschichtige jüdische Kultur reflektieren. Das ist ihnen ein großes Anliegen.

Sie streuen in ihr buntes Konzertprogramm, das nicht nur mit typischen Klezmern des chassidischen Judentums aus Osteuropa gefüllt ist, sondern auch mit orientalisch-stämmigen Folkmusiken aufwartet, immer wieder Anekdoten über typisch jüdisches Leben in der Diaspora und den unvergleichlichen jüdischen Witz.

Dass viele dieser Anekdoten und Witze auf Stereotypen basieren, erklärt der Konzertgast des Duos, Daniel Weiss. Weiss, Jazz-Flötist aus Israel, mit einer großen Portion genau dessen Humor gesegnet, über den er spricht, räumt ordentlich mit dem Vorwissen über jüdische Musikkultur auf. Erzählt zwischen den Stücken des Duos, die er zumeist improvisiert begleitet, als wäre er ein Zwillingsbruder von Flötist Ian Anderson der Band Jethro Tull, dass nur ein geringer Prozentsatz der heutigen Israelis etwas mit der typisch jüdischen Musiktradition anfangen kann. Oder, dass das, was wir in der westlichen Welt und Europa als jüdische Musik meinen identifizieren und wiederzuerkennen glauben, ausschließlich die Musiktradition jener Juden aus Osteuropa und dem Balkan darstellt, die aber mit der musikalischen Kultur der orientalisch-stämmigen Israelis und Juden nichts gemein hat.

Den Zuhörern präsentierte das Duo „Zhok“, das, obgleich nur aus zwei Musikern bestehend, unglaublich vielseitig in seiner instrumentalen Besetzung ist, neben vielen neuen auch abwechslungsreiche Klänge der Partisanen- und Liebeslieder, Balladen und zackige Tangos.

Dazu gab es viele Informationen zu alter jüdischer – und dank Daniel Weiss – aktueller jüdisch-israelischer Lebens- und Musikkultur. Kaum ein Auge blieb da trocken, wenn Lempelius, Breier und Weiss mit Rollenverteilung lebhaft jüdische Witze erzählten. Es wurde herzhaft gelacht. jlu

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 26.09.2018

Quellenangabe und Copyright:
27.09.2018 | jlu | Eckernförder Zeitung, shz.de