Gemeinde Kosel

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Landeigentümer lässt bis zu 100 Hektar Fläche zu Ökopunkteflächen entwickeln / Erster Abschnitt mit 30 Hektar abgeschlossen

„Die Landschaft ist so schön, die Fläche hat es verdient, ökologisch geschützt zu werden“, sagt Norbert Essing. Er ist Eigentümer von gut 100 Hektar Fläche in der Gemeinde Kosel beidseitig der Koseler Au, die er nach und nach zu Ökokontoflächen umwandeln möchte. In der Vorwoche waren in einem ersten Abschnitt rund 30 Hektar landwirtschaftliche Fläche durch die Firma ecodots renaturiert worden.

Rund 700 Meter neue Knicks wurden angelegt, es wurden mehrere Senken auf den etwa 23 Hektar Grünland geschaffen, und es wurden anstehende Kies- und Sandschichten auf einem Südhang (sog. Blänken) freigelegt, berichtet Sven-Hermann Pohlmann. Darüber hinaus wurden rund sechs Hektar in Naturwald überführt. Pohlmann ist Geschäftsführer von ecodots, die im Auftrag von Landeigentümern land- und forstwirtschaftliche Flächen renaturiert. Die Flächen bleiben im Eigentum der Auftraggeber, sie erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung.

Ecodots kümmert sich als Projektentwickler um die ökologische Aufwertung und Erhaltung der Flächen. Sie nehmen den Eigentümern alle Aufgaben, von der Planung über die Beauftragung und Abrechnung mit beteiligten Unternehmen wie Kulturtiefbau- und Gartenbaubetrieben, ab.

Im Kern es geht darum, Nährstoffeinträge in die umzuwandelnden Flächen zu unterbinden sowie eine Vernässung von Flächen wieder zu ermöglichen, sagt Pohlmann. Ziel ist es, neue und vielfältige Lebensräume für Insekten, Amphibien, Reptilien und Pflanzen dauerhaft zu schaffen. Neben Wasserstellen, Knicks und Erdwällen wurden auch Blänken geschaffen. Dabei wurde der mäßig starke Mutterboden abgeschoben und der Kies freigelegt. Der Sonne ausgerichtet, werden sich dort typische Insekten, Reptilien und Pflanzen einstellen.

Nach der Umwandlung werden die Flächen nur noch extensiv als Grünland bewirtschaftet oder müssen im Fall von Wald ganz aus der Nutzung genommen werden. Dies wird durch die Untere Naturschutzbehörde auf Antrag anerkannt. Dafür gibt es so genannte Ökopunkte, erklärt Pohlmann. Das Punktekonto läuft auf ecodots, die ihrerseits die Punkte vermarktet. Sobald Gemeinden oder Unternehmen Bauvorhaben planen und in die Natur eingreifen, müssen dafür in der Regel Ausgleichszahlungen geleistet werden. Hierbei können die durch die ökologische Aufwertung von Ausgleichsflächen gewonnen Punkte bei ecodots als Ausgleich „erworben“ werden. Je ökologisch wertvoller die bebaute und veränderte Fläche ist, desto mehr Punkte werden zum Ausgleich benötigt. Umgekehrt verhält es sich bei der Punktgewinnung. Je intensiver und naturferner die umzuwandelnde Fläche genutzt wurde, desto mehr Punkte bekommt sie gut geschrieben. Heißt, ein Acker, der zu extensiv genutztem Dauergrünland wird, bekommt mehr Punkte als bereits vorhandenes Grünland, das in das Ökopunktekonto aufgenommen wird, erklärt Pohlmann. Er kommt aus der Landwirtschaft und behält neben den Bedürfnissen des Naturschutzes auch die Interessen der Landwirte im Blick.

Norbert Essing ist zufrieden. „Das ist mein persönliches Interesse, ich mag das“, begründet er seine Motivation für die dauerhafte, im Grundbuch eingetragene Nutzungseinschränkung auf den Flächen. Er sei in Kappeln auf Gut Roest zuhause und kenne die Region gut. Die Flächen sollen extensiv genutzt werden. Langfristiges Ziel sei eine schwache Beweidung mit Rindern, ergänzt Pohlmann. Denn verwildern sollen die Fläche nicht, betont Essing. Seiner Ansicht nach bedeute Verwildern in einer Kulturlandschaft nicht mehr ökologische Vielfalt, sondern weniger.

In einer Waldfläche ließ er bereits im Frühjahr zahlreiche Nadelbäume entfernen und stattdessen 1800 heimische Laubbäume pflanzen und gegen Verbiss einzäunen. Die Waldflächen sollen sich zu Naturwald entwickeln. Auch wenn manche seine Bemühungen kritisch sähen, so halte er sie dennoch für wertvoll.

Auch wenn Baggerfahrer Klaus Christiansen von der Firma Hans Petersen aus Breklum in Kosel jetzt seine Arbeit abgeschlossen hat, so wird ecodots wieder kommen. Im Herbst werden die Knicks standorttypisch bepflanzt und ein Schutzzaun gegen Wildverbiss errichtet, sagt Pohlmann. Sie werden die Fläche noch mehrere Jahre lang betreuen. In einem Monitoring schauen sie, wie sich die Maßnahmen auswirkten und ob sie nachbessern müssen. Der Flächeneigentümer ist für die Erfüllung von Bewirtschaftungsauflagen, wie einmalige Mahd, möglichst spät zum Schutz von Wild und Vögeln, aber auch zur Knickpflege, zuständig.

Dirk Steinmetz
Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 24.09.2016

Quellenangabe und Copyright:
24.09.2016 | Dirk Steinmetz | Eckernförder Zeitung, shz.de