Gemeinde Kosel

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Bis Ende August präsentiert die Bücherstube Laurentia die Ausstellung „Landschaft – Mensch – Heimat“ mit Werken von Reinhard Gustav Freiherr von Perger. Der Künstler ist morgen bei der öffentlichen Vernissage anwesend.

Heimat– ein großes Wort. Für den einen ein stehender Begriff, der fest mit der Landschaft seines Geburtsortes verbunden ist. Für den anderen ist es ein Wort, das durch die Geschichte vorbelastet ist. Künstlern bietet das Wort Freiheiten, es mit Vorstellungen und Gedanken zu füllen. Je nach Metier, Schriftsteller, Musiker oder bildender Künstler, nähern sie sich auf ihre ureigene Weise der Heimat. Einer dieser Menschen ist Reinhard Gustav Freiherr von Perger. Unter dem Titel „Landschaft – Mensch – Heimat“ stellt er in der Bücherstube Laurentia rund 50 Werke seines Schaffens aus.

Perger ist Schleswig-Holsteiner durch und durch. 1958 in Kiel geboren besuchte er die dortige Muthesius-Kunsthochschule und studierte unter anderem freie Kunst bei Eckhart Thieme und Harald Duwe. Seit 15 Jahren lebt und arbeitet er mit seiner Familie in Flensburg. Perger liebt großformatige Bilder, in denen er viele seiner Motive verarbeitet – Menschen an Küsten oder an Stränden finden sich in dunklen Acrylfarben wieder und erinnern in ihrer Machart eher an schlecht belichtete Aufnahmen aus südlichen Sphären und nicht an schleswig-holsteinische Gegenden.

Perger hat eine ganz eigene Vorstellung von Heimat. „Vor dem Hintergrund der globalisierten Entwicklung leben wir heute sozusagen überall. Globalisierung muss im Bewusstsein stattfinden, damit sich jeder in seiner Heimat positionieren kann“, fordert der 56-Jährige, der in Teilzeit neben der Malerei noch in der Marineschule Mürwik als Koch arbeitet. Der Malwütige – „ich bin süchtig nach Malen und male 365 Tage im Jahr“, so Perger – fordert nicht nur sich, sondern auch den Betrachter seiner Werke. „Ich habe ein ernstes Anliegen angesichts der globalisierten Welt und ihrer Probleme. Wir können nur teilen, wenn wir wissen, was wir lieben“, ist sich der Flensburger sicher.

Landschaften, Bäume, der Hafen von Kappeln mit Blickrichtung Maasholm, und immer wieder Wasser, mit Menschen und ohne – Perger findet überall Motive. Ob im eigenen Garten, beim Nachbarn gegenüber, auf der Insel Amrum, wo Strandbesucher vor dem aufziehenden Gewitter flüchten. Wie er ein Bild gestalten will, ob in Acryl, Öl oder mit Blei- und Buntstiften, entscheidet er nach Anfertigung von Studien. Schritt für Schritt nähert er sich einem Motiv. Dabei immer ein Skizzenblock. „Außerdem führe ich ein zeichnerisches Tagebuch“, verrät Perger.

Eines dieser Tagebücher stellt er neben seinem Block ebenfalls in den Laurentia-Räumen aus. Zu finden ist dort eine Studie seiner geliebten alten Jeans, die nach 15 Jahren das Zeitliche segnen musste. Gerade noch aus der Mülltonne gerettet, musste er sie unbedingt malen. Im Tagebuch sind seine ersten Farbversuche zu sehen. „Welche Blautöne nehme ich?“, so seine Frage. Das großformatige Bild seiner Jeans hängt im Eingangsraum von Laurentia. So kann der Besucher vergleichen und sich selbst ein Bild machen.

Neben seinem Anliegen an den Betrachter, seinen eigenen Heimatbegriff zu finden, verfolgt Perger mit seiner Malerei ein ganz lapidares Ziel: „Ich möchte, dass die Leute sich schöne Bilder anschauen können und mit nach Hause nehmen“, sagt der Freiherr, der auf seinen Titel kraft Geburt am liebsten verzichtet. Perger hat eine klare Vorstellung von Schönheit – vollgepinkelte Matratzen, wie sie auf der documenta in Kassel ausgestellt wurden, gehören nicht dazu.

„Kunst sollte nicht in Museen verkommen“, fordert Reinhard Gustav Freiherr von Perger. Dort würde sie ohne die Blicke der Besucher verstauben. Ausstellungsräume wie die von Laurentia in Kosel schätze er – diese seien durch ihre Alltäglichkeit – ihre Funktion als Gruppen- und Versammlungsraum – lebendig.

> Die Vernissage beginnt morgen um 19.30 Uhr in der Alten Schule, Schwansenweg. Der Künstler ist anwesend. Gezeigt wird die Ausstellung bis Ende August während der Öffnungszeiten der Bücherstube: donnerstags u. freitags 15 bis 18 Uhr, sonnabends von 10 bis 12 Uhr.

Güde Horn
Letzte Aktualisierung: 19.06.2015

Quellenangabe und Copyright:
18.06.2015 | Susanne Karkossa-Schwarz | Eckernförder Zeitung, shz.de