Gemeinde Kosel

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Haus in Bohnert besteht 100 Jahre / Bau durch Brand des Vorgängerhauses untrennbar mit der Gründung der Feuerwehr verbunden

Bohnert. In einem Haus zu wohnen, dessen Geschichte untrennbar mit der Historie seines Standorts verbunden ist, ist etwas Besonderes. Jedenfalls für die Familie Horn in Bohnert. Sie wohnt in einem ehemaligen Bauernhaus, dessen Schicksal die Entstehung der Freiwilligen Feuerwehr Bohnert maßgeblich beeinflusst hat. "Vor genau 100 Jahren entstand hier auf den Trümmern des abgebranntes Kuhstalles das heutige Gebäude", erzählt Birgit Horn (67). Das Feuer in dem Kuhhaus auf Gut Eschelsmark sei der Auslöser für die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Bohnert gewesen, sagt Manfred Hansen, bis vor kurzem Ortswehrführer in Bohnert. Bis dahin habe es nur eine Pflichtwehr gegeben. Laut alten Aufzeichnungen versagte beim Brand die Handdruckspritze, so dass die Koseler Bürgerwehr anrücken musste. Grund genug für die Bohnerter, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. 28 Männer trafen sich am 17. Februar 1912 zur Gründungsversammlung.

 

Eigentlich hatte Birgit Horn, von Beruf Steuerberaterin, sich Mitte der siebziger Jahre bei ihrem damaligen Chef in Eckernförde als Partner einkaufen wollen. Der Plan schlug fehl, da dieser das Büro kurzerhand verkaufte. Der Sprung in die Selbstständigkeit sollte trotzdem gewagt werden. Diese Absicht und der Wunsch, Wohnen und Arbeit auf dem Lande zu verbinden, führten sie und Ehemann Gustav (66) nach Bohnert auf einen brachliegenden Resthof. Im Oktober 1975 kauften sie das Anwesen, das zuvor fünf Jahre leer gestanden hatte. Ein Plumpsklo, Wasser aus eigener Quelle, ein schlecht funktionierender Ölofen und marode Stromleitungen waren zunächst ihr täglicher Umgang. "Wir wollten gestalten", ist sich das Ehepaar auch nach 38 Jahren in dem Haus noch sicher. Ansonsten hätten sie eine über zehnjährige Renovierungsphase, Schwangerschaft und Geburt zweier Kinder sowie den Ausbau und Vergrößerung des Steuerbüros nicht so einfach weggesteckt.

Hoch oben über der Eingangstür sind die Initialen J und K sowie die Jahreszahl 1912 zu lesen - ein Hinweis auf den ersten Eigentümer. Jürgen Kellinghusen von Gut Maasleben kaufte am 2. Februar 2012 das Gebäude, das dann nur wenige Tage später abbrannte. Auf dessen Trümmern entstand das heutige Wohnhaus. Im Zuge der Aufsiedlung des Gutes Eschelsmark 1932 ging der Besitz samt dazugehörigem Grund an den Landwirt Hermann Jensen. Dessen Nachkommen verkauften das Haus an Familie Horn, die aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums ein Hoffest mit Familie und Freunden feiert.

So auch in der Tenne des Bauernhauses, die heute mit einem großen Tisch und Kamin ausgestattet als Ort von Feiern und Festen dient. Im alten Wohnteil sind die Räumlichkeiten für das Steuerbüro untergebracht. Bis zu zehn Mitarbeiter sind hier jeden Tag tätig. Im umgebauten Pferde-, Kuh- und Schweinestall wohnt jetzt Sohn Frederik (33), der Inhaber der Internetfirma "netinsiders" ist. Sein Büro liegt im ersten Stock auf dem ehemaligen Heuboden, wo Mitarbeiter an den neuesten Rechnern tätig sind. Auf eigene Kosten errichtete er vor anderthalb Jahren durch Verlegung von Glasfaserkabeln eine sehr schnelle Internetverbindung, so dass modernste IT-Technik in das alte Haus eingezogen ist. 

Trotzdem habe man drauf geachtet, teilweise auch originales Baumaterial zu verwenden, sagt Gustav Horn. So stammen die Stallfenster auf der rechten Giebelseite von 1932, ebenso wie die Türen im Steuerbüro. "Beim Renovieren haben wir unter der alten Tapete Zeitungen aus dem Jahr 1932 entdeckt", erinnert sich Birgit Horn. Freunde schenkten ihnen im Frühsommer 1976 zum Einzug jede Menge Tiere: Küken, Enten, Gänse, Hühner, ein Pony, das 33 Jahre auf dem Hof lebte, Kaninchen, ein Lamm. "Sie meinten wohl, wir leben jetzt auf dem Land, und da braucht man eben Tiere. Dabei hatten wir keinen einzigen Stall fertig", so das Ehepaar. 

Jetzt stehen im Obergeschoss rund 400 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, im Erdgeschoss rund 500 Quadratmeter. Die Geschichte des alten Hauses bleibt trotz hochmoderner Kommunikationstechniken erhalten.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 09.03.2013

Quellenangabe und Copyright:
24.09.2012 | Susanne Karkossa-Schwarz | Eckernförder Zeitung, shz.de