Gemeinde Kosel

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„Der Regen hat uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht“, stellte Bernd Jacobsen, Referent und Mitorganisator der mittlerweile traditionsreichen, bereits zwölften historischen Wanderung durch Orte der Gemeinde Kosel mit Blick auf die Teilnehmerzahl am Wochenende fest

Angemeldet hatten sich nämlich gut 20 Personen, gekommen waren aber nur zehn. Die Veranstaltung ist beliebt, und das nicht nur, weil nach jeder Wanderung ein gemütliches Mittagessen und Zusammensitzen bei Kaffee und Kuchen auf die Wanderer warten. „Obwohl man hier schon lange in der Region lebt, erfährt man immer wieder Details, die man noch nicht kannte“, erklärt eine Teilnehmerin ihre Gründe, warum sie beinah jedes Mal bei den geführten Wanderungen dabei ist. In diesem Jahr hatte sich das Organisatoren-Team um den ehemaligen Bürgermeister Heinz Zimmermann-Stock, die Dorfchronistin Dr. Edith Grünauer, den ehemaligen Landwirt und Heimatkundler Heinz Bannick sowie den Lehrer Bernd Jacobsen das geschichtsträchtige Schleidorf Missunde vorgenommen.

Ein in der Vergangenheit wirklich geschichtsträchtiges Örtchen. Mal standen sich feindliche Heere an der Schlei, dem einzigen Ostseefjord Deutschlands, vor allem im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 gegenüber. Mal verweigerte Kaiser Wilhelm II. dem „wohlhabenden Fischerdorf“ seinen Besuch, weil es aus Kübeln regnete. Aus Frust wurde seine Büste, die der Fährmann extra anlässlich seines Besuchs in Auftrag gegeben hatte, in die Wand eingemauert.

Insbesondere die kriegerischen Auseinandersetzungen um die nationale Zugehörigkeit Schwansens bildeten den Kern der exakt recherchierten, heimatkundlichen Vorträge der Referenten. Die in diesem Jahr veröffentlichte Dorfchronik der Gemeinde Kosel diente hierbei häufig als Informationsquelle und Fundus kurioser Anekdoten, die vom Aufbegehren der Missunder gegenüber der dänischen Besatzung erzählen.

Heinz Bannick berichtete unter anderem an einem der zahlreichen Zwischenstopps durch den alten Dorfkern vor einem historischen Gebäude von jenem widerständigen „Landmann“ Johann Christian Mau, der allerlei Vermeidungsstrategien entwickelte, um sich nicht der dänischen Staatsmacht zu beugen. „Damals“, so erzählt Bannick in seiner unverkennbaren norddeutschen Art mit rollendem „R“, wurden die Dorfbewohner gezwungen, ihre Türen nach Kopenhagen auszurichten, also dorthin, wo der dänische König residierte.“ Zuzüglich ordneten die Beamten an, dass die Haustüren sehr niedrige Rahmen haben mussten, damit sich die unterdrückten Missunder beim Hinaustreten aus dem eigenen Heim immer zuzüglich bücken mussten und so – gezwungenermaßen – ihre Unterwürfigkeit zu demonstrieren. Besagter Landmann Mau – erklärter Widerständler – löste das Problem, indem er einfach durch das Hinterfenster in der Stube das Haus verließ. Ähnlich verfuhr er auch mit dem dänischen Geld. Dieses wollte er nicht anfassen und zählte daher die königlichen Kronen mittels eines Holzstöckchens aus seinem Geldbeutel ab. jlu

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 05.10.2017

Quellenangabe und Copyright:
05.10.2017 | jlu | Eckernförder Zeitung shz.de