Gemeinde Kosel

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Nach langer Recherche: Koseler Chronisten empfangen schwedische Nachkommen des ehemaligen Pastors Hans Nissen

Vom "Koseler Hof" hinüber zur St.-Laurentius-Kirche. Für Hans-Erich Nissen (85) ist dieser Weg etwas ganz Besonderes. Der Besucher aus dem schwedischen Sundsvall folgt den Spuren seines Großvaters, dem ehemaligen Koseler Pastor Hans Nissen. Dieser war von 1890 bis 1910 in Kosel tätig, bevor er nach Kiel verzog und dort 1915 starb. "Es ist ein tolles Gefühl hier zu sein und alles zu sehen", sagte Hans-Erich Nissen angesichts der Kirche und des Pastorats gerührt. Er war mit seinem Sohn Ingmar und dessen Tochter Karolina unter anderem nach Kosel gereist, um zu sehen, woher seine Vorfahren kamen.


Zusammengeführt wurden sie durch die beharrlichen Nachforschungen und Recherchen, die nicht nur Familie Nissen in Schweden anstellte, sondern auch einige Koseler Chronisten. Diese waren auf dem Koseler Friedhof über den Grabstein für eine Pastorin Alexandrine Steger, geborene Cusin, 1902 verstorben in Kiel, gestolpert. Die Nachforschungen dazu lagen allerdings brach, denn eine Pastorin dieses Namens gab es definitiv nicht in Kosel. Und es gab auch keinen Pastor dieses Namens, dessen Frau den Titel nach dessen Tod hätte übernehmen können.

Die Nachforschungen kamen in Gang, als dem Koseler Bürgermeister Heinz Zimmermann-Stock im Frühjahr ein Schreiben aus Schweden erreichte, in dem er oder die Gemeinde um Hilfe bei den Nachforschungen um Pastor Hans Nissen gebeten wurde. Er sagte gerne zu und reichte die Ahnenforschung an Edith Grünauer aus der Koseler Chronistengruppe weiter. Diese machte sich mit einigen Helfern ans Werk und konnte Herbert Exner von der Abteilung Familienforschung der Heimatgemeinschaft Eckernförde, Schwansen, Hüttener Berge und Dänischer Wohld gewinnen. Gemeinsam durchforschten sie Kirchenchroniken, Einwohnermeldelisten, Taufregister und viele weitere Quellen. Dabei stellten sie schnell fest, dass Pastor Nissens Frau Maria Magdalena Elisabeth (Lilli) eine geborene Steger war. Ihre Tochter trug den Namen Alexandrine zu Ehren der Großmutter und starb 1892 in Kosel. Somit gehört der Grabstein Pastorin Alexandrine Steger, der Schwiegermutter von Pastor Nissen. Sie war vermutlich nach dem Tod ihres Mannes, des Pastors Julius Georg Nicolaus Steger aus Ostenfeld, zu ihrer Tochter nach Kosel gekommen und dort 1902 beigesetzt worden, berichtete Grünauer von ihren Ergebnissen.

"Es ist faszinierend, wenn Geschichte plötzlich lebendig wird" sagte sie. Plötzlich seien da Ur- und Ur-Ur-Enkelkinder eines Menschen, der lange Zeit in Kosel aktiv war. Und auch Bürgermeister Zimmermann-Stock war beim gemeinsamen Empfang der Gäste unter anderem mit Kosels heutigem Pastor Charles Ruppert, angetan von den Erkenntnissen und persönlichen Beziehungen, die Kosel mit Schweden verbänden. "Wir sind sehr froh über die Hilfe aus Kosel", sagte Ingmar Nissen, der seinem Vater bei den Familienforschungen maßgeblich unterstützte. Ausgelöst worden war die Suche nach den Wurzeln der Familie Nissen durch Ingmar Nissens Tochter Karolina. Sie wollte etwas über ihren Urgroßvater wissen, und so "ergab sich eins nach dem anderen", erklärte Ingmar Nissen.

Pastor Hans Nissen hatte drei Kinder. Käthe Marie Alexandrine verstarb 1892 in Kosel. Hans Harro heiratete 1919 in Kiel und starb 1961 in Berlin. Paul Walther wurde 1890 in Kosel geboren. Er heiratete 1923 in Kiel und verstarb 1941 in Stockholm. Er war der Vater von Hans-Erich Nissen, der jetzt Kosel und die weiteren Lebensstationen seines Vaters bis nach Reichenbach bereiste. Paul Walter studierte zuletzt Lehramt für evangelische Religion, Latein und Griechisch in Kiel und erhielt 1915 den Doktortitel der Philosophie der Christan-Albrechts-Universität. An verschiedenen Gymnasien lehrte er und zog von Kiel über Schlesien nach Breslau und schließlich nach Reichenbach im Eulengebirge.

Zwischenzeitlich hatten die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Paul verlor seine Anstellung als Lehrer. Er und seine Frau Ingrid Rosa Karolina, die aus Schweden stammte, hielten sich und ihren einzigen Sohn Hans-Erich in Berlin mit Aushilfstätigkeiten über Wasser. Während des Krieges emigrierten sie nach Schweden zur Großmutter und begründeten den schwedischen Zweig der Familie Nissen. Hans-Erich Nissen hat vier Kinder, Ingmar ist das zweitjüngste.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 06.07.2011

Quellenangabe und Copyright:
09.07.2011 | Dirk Steinmetz | Eckernförder Zeitung, shz.de