Gemeinde Kosel

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Leserbriefe

Zur geplanten Bauschuttdeponie zwischen Gammelby und Kosel (Ausgabe vom 7. Oktober)
Geschäftsführer Lars Glindemann will bis Jahresende trotz des erheblichen Widerstandes aus der Bevölkerung ein Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren für eine gigantische Mülldeponie am Rande eines Natur- und Landschaftsschutzgebietes direkt vor den Toren Eckernfördes auf den Weg bringen. Derzeit, so Glindemann, arbeite man an „Gutachten und Unterlagen“.
Sehr geehrter Herr Glindemann, was können das für Gutachten sein, wenn Sie diese in Auftrag geben? Da Sie selbst ein erhebliches finanzielles Interesse daran haben, alleine schon den vertraglich geschuldeten Verpflichtungen nicht nachkommen zu wollen, nämlich die Renaturierung des Kiesabbaugebietes vorzunehmen, werden die Gutachten reine Makulatur sein, denen man nicht vertrauen kann. Wer wortbrüchig wird, dem glaubt man nicht mehr.
Und wenn es um hunderte Millionen Euro geht, so sinkt mein Vertrauen in derlei Gutachten auf null. Hieß es zunächst, hier würde zwei Meter über den sensiblen, wasserführenden Schichten „nur“ Bauschutt, auch radioaktiv freigemessener Bauschutt aus Atomkraftwerken abgelegt werden, so sind es jetzt auch Klärschlämme, Schlacke aus der Müllverbrennung, Straßenkehrgut und sonstiger Dreck.
Wer so einen Müll und Dreck 20 Meter oder noch höher aufgetürmt inmitten eines Landschaftsschutzgebietes abzuschütten überhaupt in Erwägung zieht, hat offenbar jegliche Scheu und den Respekt für die Natur verloren. Wenn Sie jetzt beteuern, das Gebiet später nicht erweitern zu wollen, so ist dieses Versprechen so viel wert, wie die vertraglich vereinbarte Renaturierung, an die Sie sich nicht halten – nix.
Für mich können Sie das verloren gegangene Vertrauen nur wiedergewinnen, wenn Sie von diesem frevelhaften Vorgehen absehen und die mit Ihnen geschlossenen Verträge auch erfüllen. Keiner zwingt Sie dazu auf, Ihrem Grund und Boden eine derartige Sauerei vorzunehmen. Der Vertrag, der einst mit Peter Glindemann im gegenseitigen Vertrauen, Anstand und Würde mit der Gemeinde Kosel geschlossen wurde, den Kiesabbau in der Gemeinde zu erlauben, wenn danach renaturiert wird, sollte bitte in diesem Sinne auch erfüllt werden. Wenn man sich nicht mehr auf das vertraglich Vereinbarte verlassen kann, weil eine Gesetzeslücke ein Abweichen zulässt, ist es mit dem Prinzip der Vertragstreue nicht gut bestellt und stellt auch eine Gefahr für Rechtsstaatlichkeit dar.
Dr. Reinhard Jentzsch, Eckernförde/Kosel




Landesregierung ist gefordert

Die Behauptung, dass es keine Zunahme des Lkw-Verkehrs und keinen zusätzlichen Lärm geben wird, weil dann die Auskiesung der Kiesgrube wegfällt, ist schlichtweg falsch. Denn die Glindemann-Gruppe hat bereits einen Antrag für eine Erweiterung der Kiesabbauflächen gestellt und ist mittlerweile durch weitere Zukäufe im Besitz eines 120 Hektar großen Gebiets. So viel zum Thema „transparent informieren“.
Die Tatsache, dass es für einen Deponiestandort in der geplanten Größenordnung keinen Weißflächenkataster wie für jede Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaikanlage in Schleswig-Holstein gibt, ist mehr als fragwürdig und bedarf einer dringenden Korrektur. Aber dass Herr Glindemann in dem Artikel auch noch behauptet, sich mit einer Deponie der Klasse I, in der auch freigemessene radioaktive und Asbest verseuchte Baustoffe gelagert werden können, für Nachhaltigkeit einsetzen zu wollen, indem der Bauschutt dann nicht mehr ins Ausland gebracht wird, grenzt schon an Hohn.
Immerhin soll die Deponie in einem Landschaftsschutzgebiet in direkter Nähe zum Grundwasser, das in unserer Region gleichzeitig auch unser Trinkwasser ist, entstehen. Die Landesregierung befürwortet den Standort, obwohl sie damit ihrem eigenen Koalitionsvertrag mit dem Ziel einer „Zero-Waste-Strategie“ widerspricht und die Bedarfsanalyse des Raumordnungsverfahrens aus 2014 stammt.
Die Behauptung, dass Glindemann zum fachlichen Dialog bereit sei, überrascht, denn der Einladung zur öffentlichen Veranstaltung in der Stadthalle 2019, in der es ausschließlich um die Planung der Deponie ging und wir Bürger die entsprechenden Fragen stellen konnten, ist kein Vertreter der Glindemann-Gruppe gefolgt.
Möglich wurde die ganze aktuelle Planung übrigens nur, weil die Glindemann-Gruppe ihrer Renaturierungsverpflichtung der ausgekiesten Flächen nicht nachgekommen ist. Sonst wäre eine spätere Nutzung als Deponiestandort gar nicht möglich gewesen. Für dieses Versäumnis soll der Antragsteller nun auch noch belohnt werden. Und offensichtlich ist sich Lars Glindemann sehr sicher, dass sein Unternehmen im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens die Genehmigung erhalten wird. Woher kommt seine Zuversicht, da die Faktenlage ja Gegenteiliges erwarten lassen würde? Hoffen wir, dass das geplante Renaturierungsgesetz der EU vom 12. Juli, das alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, zerstörte Natur wieder in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, noch rechtzeitig in Kraft tritt und damit auch die Landesregierung gezwungen wird, im Sinne der Menschen und der Natur zu entscheiden.
Christiane Figura, Kosel


Zweifelhaftes Verfahren

Die Glindemann-Gruppe rudert zwar etwas zurück, verspricht eine Begrenzung der Deponie auf zehn Hektar und will den Rest renaturieren. Die FDP-Gruppe traut diesen Zusagen aber nicht. Schon das Raumordnungsverfahren hat gezeigt, dass nicht die geeignetste Fläche in Schleswig-Holstein gesucht, sondern lediglich dem Vorschlag der Firma Glindemann gefolgt wurde – das ist wohl rechtens, aber dennoch ein zweifelhaftes Verfahren.
Eine Weißflächenkartierung, die fair und ohne Berücksichtigung der Eigentumsverhältnisse durchgeführt worden wäre, ist leider ausgespart worden. Hier wäre die Landesregierung gefordert gewesen. Zahlreiche Stellungnahmen weisen auf die sensible ökologische Umgebung der riesigen Bauschuttdeponie hin und fordern, dies nicht umzusetzen. Der Bültsee ist einzigartig und der klarste See Schleswig-Holsteins. Dies wird leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Auch der wirtschaftliche Schaden für Eckernförde wird erheblich sein. Wer möchte schon in einer Stadt Urlaub machen, die vor ihren Toren eine Bauschuttdeponie hat, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch befüllt mit Bauschutt der rückgebauten Atomkraftwerke?
Wir fragen uns, warum sich Ministerpräsident Günther nicht gegen die Deponiepläne einsetzt und im Sinne seiner Heimatstadt handelt. Auch von seitens des Kreises ist es erstaunlich ruhig. Wir begrüßen die Bürgerinitiative „Deponie-stoppen“ und fordern alle Eckernförder auf, deren Petitionsvorhaben zu unterstützen. Wir befürchten einen immensen Schaden an Flora und Fauna zwischen Bültsee und Schnaaper See und eine erhebliche Zunahme des Schwerlastverkehr durch Eckernförde.
Karl-Ludwig Loth, Mitglied der FDP- Ratsgruppe in Eckernförde




Große Sorge um das Grundwasser

Mit großer Verwunderung habe ich den Artikel zur geplanten Bauschuttdeponie gelesen. Die Tatsache, dass die vom Land verhängten „strengen Auflagen“ zum Schutz des Grundwassers aus einer wenige Millimeter dicken Plastikfolie und einer dünnen Lehmschicht bestehen soll, besorgt mich ungemein. Nur diese beiden Komponenten sollen dafür sorgen, dass unser Grundwasser über viele Jahrhunderte geschützt wird?
Interessieren würde mich auch, was gemacht wird, wenn man feststellt, dass die Folie ein Loch hat? Wird dann der Müllberg abgetragen? Dann bringt auch die Bürgschaft zur Schadensabwehr nichts, da das Grundwasser in dem Moment auch schon kontaminiert sei.
Wie Herr Glindemann zu dem Ergebnis kommen kann, dass es aufgrund der geplanten Deponie keine „spürbare Zunahme des Lkw-Verkehrs durch die Anlieferung geben“ wird, obwohl die Glindemann-Gruppe wenige Meter entfernt eine neue Kiesgrube betreiben will, so dass der Kiesschwerlastverkehr nicht wegfällt und der Deponieverkehr dazu kommen würde? Zudem wird Kies in der Regel nur regional verbaut und Müll würde aus ganz Schleswig-Holstein angeliefert werden. Auch mir ist klar, dass wir unseren Müll irgendwo einlagern müssen, aber es ist für mich nicht zu verstehen, dass für PV und Windkraftanlagen Weißflächenkartierungen erstellt werden, so dass diese sinnvoll im Land verteilt werden, aber für eine Deponie benötigt man nur fünf Grundstücke, die noch nicht einmal für eine Deponie geeignet sein müssen und schon bekommt man eine Deponie in Aussicht gestellt.
Jule Schätzke, Kosel




Naturschutz bleibt auf der Strecke

Die Ankündigungen der Glindemann-Gruppe zur geplanten Bauschuttdeponie im Landschaftsschutzgebiet nahe des Bültsees klingen nur vermeintlich vielversprechend. Versprochen hat die Firma Glindemann in der Vergangenheit bereits viel. So wurde für die genutzten Kiesabbauflächen vertraglich zugesichert, dass diese nach dem Abbau wieder renaturiert werden. Dies ist bisher jedoch noch nicht geschehen und die diesbezüglichen Vereinbarungen lassen sich in den Akten des Kreises seit 2013 nicht mehr finden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Vielmehr hat die Firma Glindemann immer wieder auf Zeit gespielt und neue Genehmigungen für den weiteren Kiesabbau erwirkt, um nun das ganz große Geschäft mit einer Deponie machen zu wollen. So paradox es ist: Hätte die vertraglich zugesicherte Renaturierung des jetzigen Kiesabbaugebiets bereits stattgefunden, würde eine Bauschuttdeponie aus naturschutzrechtlicher Sicht gar nicht mehr zur Debatte stehen können. So spart die Firma Glindemann aktuell nicht nur die Kosten für die Renaturierung, sondern wird für die Nichteinhaltung der Vereinbarungen noch mal ordentlich belohnt. Wettbewerb und Naturschutz bleiben auf der Strecke. Hier stehen einseitig die Interessen eines Unternehmens im Vordergrund, während die Politik zum willfährigen Erfüllungsgehilfen zu werden droht. Ist es nicht möglich, einen passenden Standort zu finden, der außerhalb eines Landschaftsschutzgebietes und eines nach EU-Recht geschützten Naturraums sowie einer zentralen Tourismusregion liegt? Kaum zu glauben. Wo bleiben hier die sonst so hohen Ansprüche der schwarz-grünen Landesregierung?
Dr. Markus Wendt, Kosel




Nicht geeignetsten Standort gesucht

Im Beitrag über die geplante Bauschuttdeponie vom 27. September sind die wichtigsten Aspekte nicht angesprochen worden. Es geht eben nicht darum, dass ein Anlieger kein Riesenloch in seinem Vorgarten haben will, sondern es geht darum, möglicherweise weitreichende Umweltschäden zu verhindern. Die Deponie über sensiblen Wasseradern mitten im Landschafts-/Naturschutzgebiet gefährdet das Grundwasser in der Region, und sorgt darüber hinaus für ein noch nicht absehbares Schwerverkehrsaufkommen nicht nur in Kosel/Gammelby, sondern auch in den umliegenden Gemeinden und der Stadt Eckernförde.
Anders als bei Windrädern oder Photovoltaik-Anlagen wurde vorher keine Weißflächenkartierung durchgeführt, das heißt, es wurde gar nicht nach dem geeignetsten Standpunkt gesucht. Es gilt, die Deponie zu verhindern.
Gabriele Pochhammer, Windeby

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 16.10.2023

Quellenangabe und Copyright:
16.10.2023 | Eckernförder Zeitung, shz.de