Gemeinde Kosel

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Ideenwerkstatt mit Koseler Bürgern zur Zukunft des Pastorats zwingt den Kirchenvorstand zu neuen Gesprächsrunden

Es würde kein leichter Abend werden, das wusste die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Christiane Zimmermann-Stock, schon vor Beginn der Veranstaltung "Ideenwerkstatt", zu der sie Mittwochabend im Namen des Kirchenvorstands interessierte Buerger in den "Koseler Hof" eingeladen hatte. "Ich freue mich und bin geruehrt, dass so viele Interesse an dem Thema haben", sagte sie zur Begruessung.


Hintergrund für das Treffen war der Beschluss des Kirchenvorstands, das sanierungsbeduerftige Pastorat nicht für den Wohnsitz eines neuen Pastors in der Gemeinde herzurichten, sondern den Amtssitz in die Hausmeisterwohnung im ehemaligen Amtsgebäude nach Fleckeby zu verlegen (wir berichteten). Obwohl das Gremium die alleinige Entscheidungsgewalt hat, hielt man es für angemessen, die Buerger noch einmal zu hören - allerdings erst, nachdem der Beschluss gefasst war.

Eine Entscheidung zur weiteren Nutzung des historischen Pastoratsgebaeudes war noetig geworden, nachdem bekannt wurde, dass Pastor Charles Ruppert aus gesundheitlichen Gründen nicht in seinen Dienst zurückkehren wird und die Stelle neu ausgeschrieben werden muss. Diese Ausschreibung muss zeitnah erfolgen und dazu seien detaillierte Angaben über die Wohnsituation des Pastors wichtig. Kirchenrecht, Finanznoete und ein Kostenvoranschlag über einen Sanierungsbedarf in Hoehe von 420 000 Euro haetten den Vorstand bewogen, das Pastorat zu verlagern. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, hieß es aus den Reihen des Kirchenvorstands, das Ganze sei "schmerzhaft und sehr emotional besetzt", aber anders nicht loesbar.

Schnell war am Mittwochabend spürbar, dass sich in der Gemeinde großer Widerstand regt. Allen voran Buergermeister Dr. Heinz Zimmermann-Stock kam gut vorbereitet in die Ideenwerkstatt. Kämpferisch stellte der Buergermeister sein Gegenkonzept vor. Nach 862 Jahren Pastorenwohnsitz in Kosel will er das Pastorat nicht aufgeben. Zusammen mit anderen Engagierten hatte er Kostenvoranschläge eingeholt, die eine angemessene Renovierung des Hauses als realistisch erscheinen lassen. Für rund 130 000 Euro sei das machbar, so Zimmermann-Stock. Dieses Konzept sollte in einem kleineren Gremium noch einmal diskutiert werden; der Beschluss des Kirchenvorstands solange ruhen. "Man muss das Pastorat in Kosel lassen", forderte Zimmermann-Stock.

Unterstuetzung erhielt er von der ganz großen Mehrheit im Saal. Auch der Koseler Willi Neuhaus stand voll hinter dieser Forderung: "Es ist Zeit aufzustehen und für das Pastorat zu kämpfen!" Auch seien Moeglichkeiten der Eigenleistung zu prüfen, um die Kosten zusätzlich zu senken. Auch Altbürgermeister Friedrich Voss setzte sich für eine Abaenderung des Kirchenvorstandsbeschlusses ein. Die Kosten für den Umbau der Hausmeisterwohnung könnten durchaus hoeher ausfallen, als die Sanierungskosten des Pastorats, stelle doch die Kirche viele Anforderungen an die Pastorenwohnung.

Wie emotional das Thema auch auf einer sehr persönlichen Ebene diskutiert wird, unterstrich der jetzige Hausmeister und Bewohner der relevanten Wohnung, Maik Maetzler. "Die Wohnung war zu beziehen, um meinem Beruf nachzugehen. Jetzt beschließen Sie einfach mal, einer jungen Familie das Dach über dem Kopf zu nehmen. Das ist menschlich schwierig für uns" Obwohl es keine persönlichen Schuldzuweisungen in der von Pastor Ulrich Schiller moderierten Diskussion gab und die Arbeit und das Bemühen des Kirchenvorstands gewürdigt wurden, blieben die Zweifel an dessen Entscheidung bei den rund 60 Gästen bestehen.

Entkraeften konnten die Kirchenvertreter diese Zweifel nicht. So war Kirchenvorstandsmitglied Heinz Meggers aus Güby der erste, der die Hintertür öffnete. "Ich bin dabei", rief er der Versammlung zu, wenn es darum gehe, in einem Arbeitskreis noch einmal alle Vorschläge zu prüfen. "Der Kirchenvorstand ist verantwortlich und kann seinen Beschluss rueckgängig machen!"

In eine Liste konnten sich Buerger eintragen, um für ihr Pastorat zu kaempfen. In der nächsten Woche wird zunächst der Kirchenvorstand tagen und gegebenenfalls beschließen, seinen Beschluss ruhen zu lassen, bis alle Argumente ausgetauscht sind. Die Chancen dafür stehen gut, denn ebenfalls in der nächsten Woche wird der Arbeitskreis tagen.

Buergermeister Zimmermann-Stock war mit dem Abend sehr zufrieden. Man habe eine Oeffnung der Diskussion erreicht, das sei das Ziel gewesen. Nun werden erneut Zahlen verglichen, Möglichkeiten geprueft und tragfaehige Konzepte besprochen, um sehr schnell einen Pastor nach Kosel zu holen. Dafuer muss das Arbeitsfeld des zukünftigen Pastors attraktiv sein in Zeiten, in denen es zunehmend schwer fällt, Pastoren für Pfarrstellen im laendlichen Raum zu gewinnen. "Die ganze Gemeinde würde hinter dem Kirchenvorstand stehen, wenn es sein Ziel wäre, das Pastorat in Kosel zu halten", fasste Rebekka Petersen als Buergerinnen die Stimmung des Abends zusammen.

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 28.04.2012

Quellenangabe und Copyright:
02.03.2012 | Iris Haulsen | Eckernförder Zeitung, shz.de