Gemeinde Kosel

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Kirchengemeinde steht wieder ohne Pastor da / Pastorat wird nicht saniert

"Kosel hat keinen Pastor mehr" - mit dieser Nachricht eroeffnete Propst Sönke Funck die Informationsveranstaltung gestern in der Koseler St. Laurentius-Kirche. Pastor Charles Ruppert, der erst im Februar vergangenen Jahres für den ein Jahr zuvor verstorbenen Pastor Jens Lehmann seinen Dienst in der Kirchengemeinde antrat, sei länger erkrankt und habe den Propst gebeten, ihn vom Dienst zu entbinden, teilte Funck den rund 130 Besuchern mit. Eine Rückkehr Rupperts werde es damit nicht mehr geben. Bereits seit Oktober war Pastor Ruppert aufgrund einer Erkrankung nicht dienstfähig.


In den rund sechs Monaten, die Charles Ruppert in der Kirchengemeinde tätig war, hatte der 54-Jährige viele Sympathien gewonnen. Als "Ausnahmepastor" bezeichnete ihn Moritz Graf zu Knyphausen, auch Kosels Bürgermeister Heinz Zimmermann-Stock betonte, dass sich Pastor Ruppert in die "Herzen der Menschen gepredigt hatte".

Damit steht die Kirchengemeinde wieder da, wo sie vor zwei Jahren bereits gestanden hat. "Die Pfarrstelle wird zum 1. April neu ausgeschrieben werden", sagte Funck. Im Hinblick auf das Bewerbung- und Genehmigungsverfahren sei nicht vor Herbst mit einer Neubesetzung der Stelle zu rechnen. Pastor Hans Baron, seit Juni in Kosel tätig, wird weiterhin eine Viertel-Stelle in der Kirchengemeinde Kosel einnehmen, versicherte er.

Seine Dienstwohnung wird der neue Pastor oder Pastorin aber auf jeden Fall in Fleckeby beziehen. Christiane Zimmermann-Stock, stellvertretende Kirchenvorsteherin, teilte mit, dass der Vorstand beschlossen habe, dass die Wohnung neben dem Gemeindehaus das neue Pastorat werde. Die Familie, die diese derzeit bewohnt, wurde bereits informiert. Grund für diese Entscheidung ist der marode Zustand des Koseler Pastorats. "Wir müssen mit Renovierungskosten von rund 450 000 Euro rechnen", sagte Christiane Zimmermann-Stock.

Nach dem Gottesdienst konnten sich die Besucher von dem Zustand des über 150 Jahre alten Gebäudes überzeugen. Mit rund 180 000 Euro rechnete der Kirchenvorstand zu Beginn der Renovierungsarbeiten vor einem Jahr, doch es kam schlimmer: Bei den Umbauarbeiten war eine Trennwand zwischen der ehemaligen Küche und dem Kirchenbüro durchbrochen worden. Dabei wurden Feuchtigkeit in der Wand und Schwamm festgestellt. "Über viele Jahre war dort aus einem undichten Regenfallrohr, einem undichten Dach, und einem Leck im Badezimmer im Obergeschoss Wasser ins Gemäuer gelangt", erläuterte Klaus Johannsen vom Kirchenvorstand.

"Diese Summe ist für uns nicht zu finanzieren", sagte die Kirchenvorsteherin, "unsere Eigenmittel sind aufgebraucht." Die Kirchengemeinde habe ein strukturelles Defizit, eine Kreditaufnahme sei aufgrund der haushaltsrechtlichen Vorgaben gar nicht möglich. Was mit dem Gebäude jetzt geschehen soll? Abriss oder Verkauf ? "Wir sammeln Ideen für eine Nachnutzung", sagte Christiane Zimmermann-Stock.

Zudem stünde die Kirchengemeinde vor weiteren Investitionen. Das Dach der Fleckebyer Kreuzkirche muss saniert werden, Kosten: rund 140 000 Euro. Und auch in das des Gemeindehauses in Fleckeby müsse Geld gesteckt werden. Die Einsparungen, die bereits getätigt wurden, reichten nicht aus, um den Haushalt zu konsolidieren. So wurde der Anteil an den kirchlichen Kindergärten zurückgefahren und das Jugendzentrum in Fleckeby gekündigt (wir berichteten). In den Vorjahren flossen 50 Prozent der Kirchensteuereinnahmen in die Finanzierung der Kindergärten, dieser Anteil konnte jetzt auf rund 31 Prozent reduziert werden. "Die Gemeinde hat über ihre Verhältnisse gelebt", musste Funck feststellen. Wenn sich eine Gemeinde mit rund 2900 Gemeindegliedern zwei Kirchen und Gemeindehäuser leiste, dann komme sie in finanzielle Schwierigkeiten, so der Propst. Auch der Personalstand sei vergleichsweise hoch.

Als "eine gute Lösung", bewertete Fleckebys Gemeindechef Heinrich Hauschildt den Umzug. Schließlich wurde bereits das Kirchenbüro im ehemaligen Amtsgebäude eingerichtet.

"So einfach hinnehmen" will Bürgermeister Heinz Zimmermann-Stock das Aus für den Standort Kosel allerdings nicht. Er forderte die Kirchengemeinde auf, mit den politischen Gemeinden ins Gespräch zukommen. Er wies dabei vor allem auf die Ländereien der Kirchengemeinde hin, deren Pachterträge für die Zinstilgung eingesetzt werden sollten. Auch Heinz Böhrensen wies auf diese Geldquelle hin, die für die Notlage angezapft werden müsste.

"Entscheidungen des Kirchenvorstandes werden geprüft, und eine Kreditaufnahme würde angesichts des Defizits in der Kasse vom Kirchenkreis nicht genehmigt werden", betonte Funck. Pachterträge aus dem Pfarrland seien zudem zweckgebunden und dienten der Besoldung und Absicherung von Pastoren.

Moritz Graf zu Knyphausen appellierte an die Verantwortlichen, sich nicht ganz vom Pastorat in Kosel zu verabschieden, sondern gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, damit es irgendwann eine Rückkehr gebe. Ganz pragmatisch sah es hingegen die Schoolbekerin Susanne von Redecker. Emotionen seien bei dieser Diskussion fehl am Platz, meinte sie. Dass eine Sanierung nicht wirtschaftlich sei, müsse akzeptiert werden. Gleichwohl sah sie hier eine Herausforderung, den Beschluss den Kirchenvorstandes kreativ zu gestalten. '"Gas geben und weitermachen", forderte auch Tobias Lehmann, schließlich müsse für das neue Pastorat geworben werden.

Pastor Hans Baron machte Mut und sprach von einer "schwierigen, aber nicht aussichtslosen Situation", in der man dem Kirchenvorstand Vertrauen entgegenbringen solle. Er verbreitete auch gute Stimmung und präsentierte den Fußball-Pokal, den seine Konfirmanden am Tag zuvor gewonnen hatten. Beim Konfi-Cup belegten sie den zweiten Platz, knapp hinter den Hüttenern.

Mit der hohen emotionalen Bindung vieler Menschen an das Gebäude habe er gerechnet, sage Pastor Funck. Allerdings bringe es nichts, zurückzuschauen, sondern es müsse eine langfristige Perspektive entwickelt werden. Für die erforderlichen Umbauarbeiten in der neuen Pastorenwohnung sicherte Propst Funck der Kirchengemeinde einen Zuschuss von rund 150 000 Euro zu, die Summe, die auch bereits für eine Sanierung des Koseler Pastorats vom Kirchenkreis in Aussicht gestellt wurde.
 

Wolfgang Dreesen
Letzte Aktualisierung: 28.04.2012

Quellenangabe und Copyright:
20.02.2012 | Achim Messerschmidt | Eckernförder Zeitung, shz.de